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Borknagar - The Archaic Course

Der 3. Longplayer von Borknagar (nach "Borknagar" und "The Olden Domain") kann erstmals mit Simen alias I.C.S. Vortex am Gesang aufwarten, der mit seinen majestätischen, etwas krank anmutenden Clean-Vocals und mit eifrigem Gebrüll erheblich zur getragenen Stimmung dieses Albums beiträgt. Mit seiner facettenreichen Stimme steht Simen seinem genialen Vorgänger Garm um nichts nach.

Im Ganzen wirkt das Album weniger rauh als das "The Olden Domain", was nicht nur am Gesang, sondern auch am Arrangement und an der Produktion liegt. Zwar wird eifrig mit den Gitarren herumgeschrummelt, Details gehen aber oft in einer Fläche aus Keyboards, Background-Vocals u.Ä. unter. Das führt dazu, dass man beim ersten Anhören fast von der Summe der Ereignisse erschlagen wird, erst nach und nach ergibt sich eine Art Struktur, und man merkt, wie melodisch das Album ist und dass auch interessante Rhythmen nicht zu kurz kommen. Trotzdem bleibt "The Archaic Course" eine ziemlich anstrengende Platte, für mich als Nebenbei-Berieselung absolut ungeeignet.

Die Lyrics handeln, wie so oft bei Borknagar, vom elementaren Chaos im Universum, von hohen Bergen, wilden Flüssen und von der Schönheit der Nacht. Persönliche Anspieltipps sind das majestätische "Oceans Rise" und das hektische "Ad Noctum". Einen stimmungsvollen Ausklang gibt's mit "Fields Of Long Gone Presence" und sanftem Donnergrollen. Alles in allem ist "The Archaic Course" eines der herausragendsten Alben seines Genres, ausgezeichnet durch Einfallsreichtum und Eigenständigkeit, eine echte Black-Metal-Einsteiger-Scheibe. (V)


Borknagar - Empiricism

Mit dem 3. Sänger in Serie, Vintersorg, haben Borknagar wahrlich einen guten Griff getan: Kaum ein anderer wäre in der Lage, stimmlich so mit der Vielseitigkeit dieser Band mitzuhalten und einen würdigen Ersatz für Vorgänger Simen (I. C. S. Vortex) zu liefern. So singt, schreit, flüstert, spricht und grölt sich Vintersorg durch die einfallsreichen Kompositionen von Mastermind Oystein G. Brun und erzählt uns dabei von so alltäglichen Themen wie den elementaren Kräften, Ordnung und Chaos im Universum, vom Lauf der Dinge und existenzbeschreibenden mathematischen Formeln (...to breed, to grow, to peak, to be reborn, like a sine curve in an endless loop...)
Der Ideenreichtum der Kompositionen tröstet über den manchmal etwas dünnen Schlagzeugsound hinweg, von dem man sich vor allem beim Opener "The Genuine Pulse" nicht abschrecken lassen darf. Spätestens bei "Inherit the Earth" mit groovigem Refrain und melodischem Soloteil muss man einfach mitsingen, weitere Steigerung erfährt das Album mit "The Stellar Dome". Einen für Borknagar schon traditionell ruhigen Abschluss zum entspannten Ausschunkeln bildet "The View of Everlast". Wieder einmal ist es Borknagar gelungen, sich nicht selbst zu kopieren, sondern ein Werk mit eigenständiger Charakteristik zu schaffen, etwas weniger aggressiv als Vorgänger "Quintessence", dafür rhythmisch abwechslungsreicher und etwas kommerzieller. Auch gibts diesmal mehr Keyboards mit besseren (verzerrten) Sounds. Geblieben ist der altbewährte Wechsel zwischen "clean" und "grim" - Vocals, wobei Vintersorgs Stärke eindeutig bei den "clean"- Teilen liegt. "Empiricism" hat für jeden Geschmack etwas zu bieten und hat sich in kürzester Zeit zu einer absoluten Lieblings-CD meinerseits entwickelt. Man darf gespannt sein, was aus dieser Ecke noch auf uns zu kommen wird, auch auf das bald zu erwartende neue Soloalbum von Vintersorg (V)


Borknagar - The olden Domain

Wind, Water, Earth, Fire - Invincible!

Der geneigte Leser, der sich schon ein wenig auf unserer Homepage umgesehen hat, wird bereits festgestellt haben, daß dieses Album auf meiner Playliste ganz oben steht, und so kommt es, wie es kommen muß: Ein Review, das diese CD in den Himmel lobt, und das (natürlich!) völlig zu recht! "The Olden Domain" war eine meiner ersten Black Metal Scheiben, die ich mir gekauft habe, und die erste, welche ich mir stundenlang reinziehen konnte, ohne mich jemals zu langweilen - und daran hat sich bis heute nichts geändert. Und so dachte ich mir, daß ich zu Ehren dieses mehr als nur genialen Albums nachträglich auch eigentlich einmal ein Review verfassen könnte - und hier ist es auch schon!

Bei "The Olden Domain" handelt es sich um Borknagars zweites Studioalbum und es wird - wer hätte das gedacht - Viking Metal vom Feinsten dargebracht. Allerdings muß ich gestehen, daß ich seinerzeit, als ich dieses Album zum ersten Mal angehört habe, ziemlich enttäuscht war, da ich vorher nur eine Nummer kannte und mir der Rest irgendwie nicht wirklich gefiel. Gerechterweise hätte mich ein Blitz der Verdammnis niederstrecken müssen, aber der allmächtige Gott des Metal war gnädig und gab mir noch eine Chance, um mein gar blasphemisches Urteil noch zu revidieren. Und so kam es, daß trotz meiner anfänglichen Mißgunst "The Olden Domain" dennoch immer wieder seinen Weg in meinen CD-Player fand, und so stellte ich eines Tages voller Erstaunen fest, wie falsch ich doch gelegen hatte. Um also auf den Punkt zu kommen und das in wenige Worten zu fassen, was ich in ausschweifender Schreibwut dargelegt habe: Dieses Album erschließt sich einem definitiv nicht gleich beim erstenmal Durchhören, sondern es bedarf mehrerer Durchläufe, um es wirklich zu würdigen zu wissen. Damit will ich jetzt nicht unbedingt sagen, daß es sich bei diesem Album um ein unheimlich komplexes Machwerk handelt, aber die Musik ist in sich dermaßen kompakt, daß man die genialen Zusammenhänge und Feinheiten anfangs nicht ganz erfassen kann. Und das ist auch genau der Grund, weshalb mir "The Olden Domain" so sehr gefällt, man kann in der Musik immer wieder andere Aspekte finden und selbst die allergrauslichsten Kopfhörer eröffnen einem eine neue Welt.

Eröffnet wird das Album mit "The Eye Of Oden" und zeigt dem Zuhörer gleich, wo der (Thors) Hammer hängt. Eingeleitet wird die Nummer mit cleanem Gesang, um dann in einen grimmige Black Metal Part überzugehen. Natürlich folgt darauf wieder ein melodischerer Teil mit cleanem Gesang, um uns vom Anblick eines Schlachtfeldes nach dem Kampf zu erzählen. Gefolgt von "The Winterway" weiß diese Nummer vor allem durch ihre eingestreuten Akustikgitarren- und Klavierparts zu bestechen. Eine meiner besonderen Lieblingsnummern auf diesem Album ist "A Tale Of Pagan Tongue" - ausgestattet mit einer von Gitarren getragenen genialen Melodie kommt der Song beinahe unbeschwert und fröhlich daher, bis Garm wieder seine cleanen Vocals einsetzt und uns gemahnt, daß über Ragnarök ganz und gar nicht zu scherzen ist. Würde sich bei der darauffolgenden Nummer - "To Mount And Rove" - der Refrain nicht so gnadenlos reimen, dann würde sie mir noch viel besser gefallen...... Nicht daß die Musik schlecht wäre, nicht im geringsten! Aber die etwas platte Wortkonstruktion geht mir persönlich ein wenig auf die Nerven. Das Gustostückerl haben sich Borknagar auf diesem Album bis zuletzt aufgehoben; "The Dawn Of The End" ist die letzt Nummer des Albums und meiner Meinung nach auch die beste. Textlich geht es darum, wie die Naturgewalten über das Land fegen und alles mit sich reißen und zermalmen, um dann eine neue bessere Zukunft zu erstehen zu lassen - und genauso ist diese Nummer auch musikalisch konzipiert und intoniert. So beginnt sie auch mit einem grimmigen Black Metal Teil, der dann wieder in einen obligatorische grim/clean-Vocals Teil übergeht. Das ganze ist natürlich mit Keyboards unterlegt und einigen sehr feinen Riffs, der cleane Gesang läßt an Pathos nicht das Geringste fehlen. Darauf folgt ein deutlich ruhigerer Instrumentalteil, bei dem mir vor allem das Zusammenspiel zwischen Gitarre und Bass gefällt. Am Ende wird's dann noch einmal richtig pathetisch - oh Mann, ich hab noch nie jemanden so schön pathetisch singen gehört! Auch nach dem milliardsten Mal Hören rieselt es mir noch immer kalt den Rücken hinunter. "The Dawn Of The End" vereint all dass, was ich an Borknagar so sehr mag, einzigartige majestätische Atmosphäre und Dynamik mit einer gewissen Liebe zum Detail, garniert mit Garms einzigartiger Stimme. Diese Nummer wird wohl für immer mein Lieblingssong aller Zeiten bleiben..... (sa)

Punkte: 10