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Ulver - Bergtatt


Der erste Release von ULVER mit Mastermind GARM bietet pure norwegische Schlachtenstimmung in fünf Kapiteln. Extrem abwechslungsreich und tiefgängig präsentieren sich die fünf Norweger der neuen Schule.

Clean gesungene (wirklich gesungene!) Passagen, die gregorianischen Chorälen gleichen, treffen auf kreischende Vocals, auf- und abschwellende Keyboards bauen eine Symphonie aus Klängen um die dumpfen und erdigen Drumrhythmen; die windgepeitschten Wälder im
hohen Norden kann man sich dabei förmlich vorstellen. Dass Garm einer der besten Sänger in der Metalszene ist (meiner Meinung nach), wird sich auf späteren Veröffentlichungen noch deutlicher herausstellen, doch auch hier ist sein Potential erkennbar.

Jedenfalls ist die CD mit ihren vielen Akustikparts und ruhigen Passagen nicht für jedermann geeignet, dennoch eindeutig Kultmaterial.(Mat)


Total Time: 34:06
Stil: Melodic black Metal
Prädikat: Anhörenswert
Head not found, 1995

Ulver - Themes From William Blake´s "The Marriage Of Heaven And Hell" (2 CD)


Als ich diese Scheibe das erste Mal in meinen CD Player legte, war ich bereits vorgewarnt - das ist kein typisches Ulver Album, nicht einmal mehr Metal. Naja, daß es kein typisches Ulver Album ist, hat mich nicht weiter schockiert - als ob Ulver jemals ein typisches Ulver Album gemacht hätten! Ihr erstes Release Bergtatt ging ja mehr in Richtung Viking Metal, dessen Nachfolger Kveldessanger war ein rein akustisches Folklore Album und vor Themes... veröffentlichten sie mit Nattens Madrigal ein bitterböses Black Metal Album. Was man Ulver also bisher bestimmt nicht vorwerfen konnte, war Stillstand, daß Themes... allerdings nicht einmal mehr eine Metal Scheibe sein sollte, gab mir schon etwas zu denken. Dementsprechend gespannt war ich auch darauf.

Tja, es ist wirklich keine Metal Scheibe mehr, oder auf jeden Fall nicht im herkömmlichen Sinne. Es gibt zwar noch Gitarren und hin und wieder mal ein Schlagzeug zu hören, aber genau so oft wird auch mit Synthesizern und anderem elektronischen Zeug herumexperimentiert und sogar ein Vinyl-Scratcher war am Werk.. Wer sich jetzt entsetzt denkt, die schrecken ja vor gar nichts zurück und zu lesen aufhören will... Neeeiiiiiin!!!! Denn auch ich hätte niemals gedacht, daß mir ein Album, auf das eine derartige Beschreibung paßt, gefallen könnte!! Denn was Ulver auf dieser Scheibe niemals außer Acht lassen, ist das Gleichgewicht zwischen "herkömmlicher" Musik und Elektronik zu wahren, aber was das Album erst wirklich genial macht, ist Garms eindrucksvolle und packende Stimme - mal leise und einfühlsam, mal heftig und aufdringlich weiß er den Hörer wirklich zu fesseln.

Genau in diesem Rahmen spielt sich die erste CD dieses Doppelalbums auch ab - es kann keine Rede von dahinrieselnder Musik sein! Nein, man wird viel mehr von einer Stimmung in die nächste geworfen, nicht nur von einem Track auf den nächsten, sondern auch innerhalb eines Tracks, wie zum Beispiele Track 4, The Voice Of The Devil (Plate 4), der mit ruhigem Sprechgesang beginnt und abrupt durch einen drastischen Bruch fortgerissen wird. Und auch dieser geht plötzlich wieder in einen ruhigen Akustikgitarre Part über (Track 5, The Voice Of The Devil (Plate 5-6)). Äußerst eindrucksvoll finde ich auch die musikalische Umsetzung von den Feuern der Hölle in Track 6, A Memorable Fancy (Plate 6-7). Höhepunkt der ersten CD ist meiner Meinung nach Track 7, die Proverbs Of Hell (Plate 7-10), die auch in der "lyrischen Vorlage", William Blakes Werk "The Marriage Of Heaven And Hell", definitiv einen Höhepunkt darstellen. Die Proverbs Of Hell sind eine Sammlung von etwa 50 Sprichworten von teilweise mehr als nur genialem Inhalt, deren musikalische Umsetzung genauso intensiv und faszinierend ist. Besonders bei diesem Song weiß Garm seine Stimme in Szene zu setzen und demonstriert eindrucksvoll, wie weit er in der Beherrschung dieser gekommen ist und daß es eigentlich eine Schande war, sie jemals für Black Metal Gekreische herzugeben. Unterlegt ist das Ganze mit einem fettem Baßgitarrensound und einem Break-Beat..... Nach den Proverbs Of Hell werden die Songs auf der ersten CD etwas schwächer und eintöniger weil fast nur noch langsam - dennoch sehr empfehlenswert finde ich noch Track 13, A Memorable Fancy (Plate 16-17), den letzten auf der ersten CD.

Die zweite CD ist in ihrer Zusammensetzung etwas anders, etwas mehr zuhörerfreundlich, was jetzt nicht kommerzieller heißen soll - man wird einfach nur nicht mehr gar so heftig von einer Stimmung in die nächste gerissen. Das Songmaterial ist durchwegs stark, mit Ausnahme vielleicht der zwei kurzen Instrumentalnummern, dich ich etwas langweilig finde - aber wozu wurde denn die Skip-Taste erfunden! Besonders eindrucksvoll finde ich den ersten Track, A Memorable Fancy (Plate 17-20), der relativ ruhig mit verzerrtem Gesang und Konservenmusik beginnt und sich bis zu seinem Ende immer mehr steigert und "instrumentenlastiger" wird, um uns dann schlußendlich zu sagen "Opposition Is True Friendship!". Seine Stimme zu präsentieren versteht Garm wieder in Track 3, A Memorable Fancy (Plate 21-22), und auch Track 4, A Memorable Fancy (Plate 22-24), weiß mit seiner etwas abgedrehten Intonierung und Stimmung zu begeistern. Ganz am Schluß wird bei Track 6, A Song Of Liberty (Plate 25-27), noch mal elektronisch die Sau rausgelassen - aber selbst das machen Ulver noch mit Stil!!!
Trotz kleiner Schwächen kann ich nur sagen, daß Ulver hier ein Meisterwerk hingelegt haben. Was das Album bestimmt nicht ist, ist kommerzielles Easy-Listening - im Gegenteil! Denn diese Scheibe ist gänzlich ungeeignet, um sie im Hintergrund laufen zu lassen. Themes... verläßt den eingeschränkten Horizont des durchschnittlichen Musikkonsumenten und schickt einem auf eine Reise durch bizarre, wahnwitzige aber auch wunderschöne Landschaften, jenseits aller vorgefertigten Klischees. Somit möchte ich sie jedem empfehlen, der denkt, daß er tolerant genug dafür ist - du wirst es nicht bereuen!!!! Und für all jene die's nicht tun.... Ihr habt was versäumt!

Und für jene, die sich auch ein wenig für Literatur erwärmen können, sei dies gesagt: Was mich auch immer wieder an dieser Scheibe fasziniert, ist die Synthese von Wort und Musik, und die's interessiert, seien verwiesen auf http://www.blakearchive.org , wo es neben den Texten auch viele von Blakes Drucken und Illustrationen zu sehen gibt, die WIRKLICH sehenswert sind. (Sa)